Wie begegne ich Verhaltensproblemen? Wie löse ich Konflikte? Und wie stärke ich die Beziehung zu meinem Kind? Hier findest du wertvolle Tipps für den Familienalltag mit ADHS.
Das Spielen mit Kindern mit ADHS ist wichtig, weil es ihre Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und soziale Fähigkeiten stärkt. Durch abwechslungsreiche Spielideen werden Neugier und Motivation gefördert, was hilft, ihre oft geringe Frustrationstoleranz zu verbessern. Bewegungsspiele unterstützen den Energieabbau, während strukturierte Spiele Regeln und Geduld trainieren. Außerdem stärkt gemeinsames Spielen die Beziehung und das Selbstwertgefühl des Kindes.
Mit einer breiteren Palette an Spielideen, die auf verschiedene Altersgruppen und Interessen zugeschnitten sind, kannst du die Attraktivität erhöhen. Zum Beispiel könntest du eine „Familien-Spielzeit-Kiste“ mit verschiedenen Spielen und Ideen einführen, aus denen das Kind jeden Tag ein neues Spiel auswählen kann. Dies sorgt für Abwechslung und macht das Spielen spannend.
Im ADHS-Elterntrainer findest du Tipps zur Durchführung und zum richtigen Zeitpunkt für ein gemeinsames Spiel.
Kinder mit ADHS haben häufig einen hohen Bewegungsdrang – und Bewegung ist für sie auch sehr wichtig, weil sie Überschussenergie abbaut, die Konzentration verbessert und Stress abbaut. Körperliche Aktivität fördert die Dopamin- und Serotoninausschüttung, was die Impulskontrolle und Stimmung stabilisiert. Zudem stärkt Bewegung die Körperwahrnehmung und hilft, innere Unruhe zu regulieren. Durch sportliche Aktivitäten lernen Kinder außerdem Regeln, Ausdauer und soziale Interaktion, was ihnen in anderen Lebensbereichen zugutekommt.
Mache mit deinem Kind regelmäßige kurze Bewegungseinheiten wie Hampelmänner oder Tanzpausen. Das fördert die emotionale Regulation und Selbstberuhigung. Tobe mit deinem Kind gezielt und begleite auch das Ende gut. Wenn ihr zum Beispiel eine Kissenschlacht macht, spielt am Ende „Kissenschlacht in Zeitlupe“.
Geh mit deinem Kind mindestens einmal am Tag ins Freie – auch bei schlechtem Wetter. Als Aktivitäten eignen sich unter anderem Fahrradfahren, Inlineskaten, Fußball-, Federball- oder Tischtennisspielen, Hüpfspiele, schwimmen gehen, im Wald mit Ästen etwas bauen, Steine sammeln.
Hat dein Kind Probleme, Freundschaften zu halten oder soziale Regeln zu verstehen? Nimmt es zum Beispiel häufig anderen Kindern Spielzeug weg, unterbricht ständig oder versteht keine Witze?
Auch dafür gibt es Strategien:
Struktur und klare Abläufe sind essenziell, weil sie Sicherheit und Orientierung geben. Klare Regeln und feste Routinen helfen, Impulsivität zu reduzieren und die Selbstregulation zu verbessern. Durch vorhersehbare Abläufe wird die Konzentration gefördert und Überforderung vermieden. Zudem erleichtert eine strukturierte Umgebung das Zeitmanagement und stärkt die Selbstständigkeit. Wiederholungen und visuelle Hilfsmittel (z. B. Pläne, Symbole) unterstützen das Arbeitsgedächtnis und helfen, Aufgaben besser zu bewältigen.
Unterstütze dein Kind mit viel Struktur und klaren Abläufen. Gestaltet den Alltag gemeinsam mit möglichst vielen Routinen. Damit gibst du deinem Kind eine gute Orientierung.
Durch diese Schwierigkeiten, sich selbst zu strukturieren und sinnvoll zu beschäftigen, kann es sein, dass Leerlaufzeiten ein Kind mit ADHS überfordern. Das führt oft zu Unruhe, Impulsivität oder Frustration, wodurch Konflikte oder Ablenkungen entstehen.
Geh deshalb in diesen Leerlaufzeiten spontan und fantasievoll auf dein Kind ein. Wenn du bemerkst, dass es in einer Situation unruhig wird und dadurch häufig Konflikte entstehen, eignen sich kleine Spielchen für zwischendurch. Teilweise lassen sich solche Spielchen auch gut in Alltagsbeschäftigungen (z. B. Kochen, Autofahren) einbauen.
Beispiele für solche Beschäftigungen:
Vermeidet dein Kind neue Aktivitäten oder hat Angst vor unbekannten Situationen – zum Beispiel bei einem Schulwechsel, einem Arztbesuch oder dem Eintritt in eine neue Sportgruppe –, gibt es einige Strategien, die euch helfen können.
Dein Kind kann abends nicht abschalten, wälzt sich herum, steht immer wieder auf oder redet ununterbrochen? Probiere doch einmal folgende Ideen aus:
Frühzeitig eingreifen und deeskalieren: Wenn ein Konflikt droht, reagieren Eltern besser sofort, bevor das Kind die Kontrolle über seine Emotionen verliert.
Ein Beispiel: Wenn das Kind beim Abendessen anfängt zu schreien, weil es etwas nicht bekommt, könntest du ruhig sagen: „Ich sehe, dass du sehr wütend bist. Lass uns zusammen nach einer Lösung suchen.“ Hier signalisierst du dem Kind, dass es in den Lösungsprozess einbezogen wird, was hilft, die Wut zu kontrollieren.
Ruhige Körpersprache und Stimme: Kinder mit ADHS reagieren oft auf die Stimmung der Eltern. Ein lautes, emotionales Gespräch verstärkt die Unruhe.
Wenn ein Kind in einem Konflikt laut wird, kann ein ruhiges „Ich höre dir zu, aber du musst ruhiger sprechen“ helfen. Das Kind lernt, dass das Ausdrücken seiner Wut in einem bestimmten Ton nicht akzeptiert wird.
Gemeinsame Problemlösung: Sprecht euch als Eltern ab, was das Kind tun soll. Es ist wichtig, dass ihr euch als Eltern einig seid.
Beispiel: „Ich habe gesehen, dass du heute viele Hausaufgaben hattest. Wie können wir sicherstellen, dass du morgen mit weniger Stress durchkommst?“ Dies fördert das Gefühl von Zusammenarbeit und Verantwortung.
Zielgerichtete Konsequenzen: Wenn das Kind wiederholt gegen Regeln verstößt, sollten Eltern eine logische Konsequenz setzen. Unterstützung beim Einsetzen natürlicher Konsequenzen gibt es hier.
Beispiel: Wenn das Kind es nicht schafft, rechtzeitig ins Bett zu gehen, könnte die Konsequenz sein, dass es dafür weniger fernsehen darf. Die Konsequenzen sollten sofort folgen, da das Kind diese sonst zeitlich nicht mehr zuordnen kann, immer im Kontext des Konflikts und des Verhaltens stehen und nicht als Strafe gelten. Hier wäre eine neue Regel wichtig, die klar und einfach formuliert wird: „Da du es gerade nicht schaffst, rechtzeitig ins Bett zu gehen, werden wir ab jetzt eine neue Regel einführen: Du darfst abends nur noch von 18:00 bis 18:30 Uhr Fernsehen.“