Juckende Haut, Rötungen und schlaflose Nächte: Neurodermitis betrifft viele Babys und Kinder. Was hilft und worauf Eltern achten sollten.
Trockene, juckende, schuppende Haut, die sich entzünden und röten kann – das sind typische Symptome der Neurodermitis. Laut dem AOK Rheinland/Hamburg Kindergesundheitsatlas 2024 berichten rund fünf Prozent der in der Region Rheinland/Hamburg befragten Eltern mit Kindern zwischen 0 und 17 Jahren von einer gesicherten Neurodermitis-Diagnose. Weitere vier Prozent vermuten eine Erkrankung. Besonders betroffen sind jüngere Kinder im Alter zwischen 0 und 6 Jahren.
Über 70 Prozent der Eltern mit gesicherter Diagnose fühlen sich gut informiert, bei Verdachtsfällen sind es nur 40 Prozent. Rund ein Drittel bewertet die Belastung für sich und ihr Kind als hoch. Insgesamt sorgen sich viele Eltern von Betroffenen um die Zukunft ihrer Kinder und empfinden die Situation als belastend.
Eine Neurodermitis ist eine chronische Hauterkrankung und wird auch als atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem bezeichnet. "Atopisch" bedeutet, dass eine Neigung zu einer verstärkten allergischen Reaktion auf normalerweise harmlose Substanzen vorliegt: Das Immunsystem reagiert auf Reize mit Botenstoffen, die zu starkem Juckreiz führen.
Neurodermitis betrifft vor allem Kinder. Besonders häufig erkranken Säuglinge und Kleinkinder: In Deutschland sind etwa 20 Prozent von ihnen betroffen. Erste Symptome treten oft nach dem Abstillen oder bei der Einführung von Beikost auf. Die gute Nachricht: Rund zwei Drittel der Kinder sind spätestens mit dem Schuleintritt wieder beschwerdefrei.
Dermatitis ist ein Oberbegriff für verschiedene Hauterscheinungen, die mit einem roten Ausschlag einhergehen Dieser Ausschlag kann akut oder chronisch sein, immer aber eine nicht-infektiöse entzündliche Reaktion der Haut. Ein alternativer Begriff ist Ekzem.
Säuglinge mit Neurodermitis haben häufig Milchschorfstellen auf der Kopfhaut, im Gesicht, an den Ohren oder an den Armen und Beinen. Dabei handelt es sich um Verkrustungen mit gelb-weißlicher Farbe, die aussehen wie angebrannte Milch am Boden eines Kochtopfs. Milchschorf tritt zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat erstmals auf. Manchmal sind auch Rötungen und nässende kleine Blasen zu sehen. Die betroffenen Hautstellen jucken, sodass schon Babys versuchen, sich zu kratzen. Später entwickeln sich die typischen Hautschuppungen, die sich bei einem akuten Schub auf die ganze Haut ausdehnen können. Das Aufkratzen der Schuppen mit den Fingern ermöglicht Bakterien, in die Haut einzudringen. Das kann Entzündungen hervorrufen.
Betroffene mit einer Neurodermitis haben eine trockene Haut, da sie zu wenig Fett produziert und schlecht Wasser bindet.
Neben einer genetischen Veranlagung können viele weitere Faktoren Neurodermitis bei Kindern auslösen oder verschlimmern:
Neurodermitis geht häufig mit anderen atopischen Erkrankungen einher wie allergischem Schnupfen (Heuschnupfen), allergischem Asthma oder allergischer Bindehautentzündung.
Die Auslöser wie auch die Dauer der akuten, von Betroffenen schwer zu ertragenden Schüben ist sehr individuell. Kinder mit Neurodermitis stecken in einer Art Teufelskreis aus Juckreiz und Kratzen. Offene Hautstellen, die durch das Kratzen entstehen, können sich entzünden und wiederum Juckreiz provozieren. Solche Kinder leiden sehr, schlafen schlecht und lassen sich nur schwer vom Kratzen abhalten. Dies kann eine Belastung für die ganze Familie darstellen, weil die Kinder viel Aufmerksamkeit, Geduld und Pflege benötigen.
Eltern können viel dazu beitragen, um die Beschwerden ihres Kindes zu lindern:
Auch die Ernährung spielt bei Neurodermitis eine wichtige Rolle. Ein Tagebuch hilft dabei, Zusammenhänge zwischen bestimmten Lebensmitteln und Hautreaktionen zu erkennen. Als weniger gut verträglich gelten zum Beispiel Kuhmilch, Weizen und Soja, Hühnerei, Fisch, Erdnüsse, Haselnüsse, Walnüsse. Auch Zitrusfrüchte und Schokolade sind potenzielle Trigger für Neurodermitis-Schübe. Zucker (Saccharose) kann generell entzündungsfördernd wirken.
Auch Stress, Pflegeprodukte oder Ortswechsel sollten im Tagebuch dokumentiert werden.
Neben der Hautpflege ist es wichtig, das seelische Wohlbefinden im Blick zu behalten. Schlafmangel, Juckreiz, soziale Ausgrenzung oder Hänseleien können die kindliche Psyche belasten und das Immunsystem schwächen.
Zeigt dein Kind typische Symptome einer Neurodermitis, sollte die Kinderarztpraxis aufgesucht werden. Die Ärztin oder der Arzt kann durch Anamnese und gezielte Untersuchungen eine Diagnose stellen, Trigger identifizieren und passende Behandlungen vorschlagen. Ziel ist es, die Beschwerden zu lindern und akute Schübe zu vermeiden.